Aurelius Augustinus oder: antikes Denken und christlicher Glaube [nach|gedacht 16]
Aurelius Augustinus (354 n. Chr- 430 n. Chr.) kaum auf Umwegen, über die antike Rhetorik und das Einheitsdenken des Neuplatonismus, zur sein Leben verändernden christlichen Grunderfahrung. Er durchlief die verschiedenen Denkformen der Antike, u.a. die Skepsis: Auch dies macht sein Denken und Leben so differenziert und reich. So formuliert er als erster die Aussage, dass es das denkende Ich ist, das cogito, das jenseits des Zweifels und des Bezweifelbaren steht: Ein Gedanke, den René Descartes (1596-1650) im 16. Jahrhundert zu großer Wirkung bringen und damit zum „Vater der neuzeitlichen Philosophie“ werden wird. ... https://www.youtube.com/watch?v=8TzXR-xP4M0
Unendliche Tätigkeit macht auf Dauer bankrott, das wusste schon Goethe. Und die Taktung des europäischen Lebens bewegte sich zwischen Aktivität und Passivität. Die Dauerpräsenz der digitalen Verfügbarkeit fordert dagegen ständige Präsenz und begünstigt rasenden Stillstand. Erst die Mußezeit lässt uns zum Schweigen, Denken, Spiel kommen. Deshalb soll der Müßiggang leben und gelebt werden!
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https://www.youtube.com/watch?v=xb7TBxOFpRo
In seinen deutschen Texten wagt Eckhart den Blick in diesen „Lichtabgrund“, den man erst sehen kann, wenn man alles andere, Relative, hinter sich lässt: Dieses Verlassen-Können nennt Eckhart auch „Gelassenheit“. Denn „nur das eine macht uns selig“. Als Mystiker nähert er sich intuitiv dem Wesen des Absoluten. Aussagen, die der Mystiker trifft, gehen über dogmatische Unterscheidungen hinaus. Dies führte zu Anklagen gegen den Mystiker, die Meister Eckhart gar als „Wildsau im Weinberg des Herrn“ denunzieren.
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https://www.youtube.com/watch?v=jTmiCbFAk5k
Das Älteste Systemprogramm des Deutschen Idealismus ist wie eine Perle, archäologischer Fund und Bestandsaufnahme des Denkens der genialen Frühidealisten in statu nascendi.
Hegel, Hölderlin und Schelling wirkten bei der Abfassung zusammen. Franz Rosenzweig, der spätere große jüdische Religionsphilosoph, entdeckte das Fragment und publizierte es 1917.
Neben Kant sind es Spinozas ‚Ethica‘ und der platonische Ansatz der lebendigen, das Sein grundlegenden Idee, die hier zusammenwirken: zu einem großen Entwurf, in dem die ästhetische Idee, die Idee des Schönen also, als jene Idee exponiert wird, in der die anderen Ideen vereinigt sein können. Dem Mechanismus wird der lebendige dynamische Geist entgegengehalten. Der Staat, mechanistisch angelegt sowohl im Absolutismus als auch in den Zwangsformen des Tugendterrors der Revolution, „soll aufhören“, fordern die jungen Wilden. Überraschend, dass Hegel später zum großen Staatsdenker wurde.
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https://www.youtube.com/watch?v=9DHrDZZf9wQ
Es gibt wenige so grundsätzliche Weichenstellungen in der Philosophie wie bei Kant. Zu Recht setzt man ihn Platon an die Seite. Kant geht vom „Dogmatismus“ der rationalen Metaphysik einerseits (Leibniz, Wolff), vom Skeptizismus und Empirismus Humes andrerseits aus. Sie verhalten sich wie die zwei entgegengesetzten, doch tödlichen Felsen der ‚Odyssee‘, Skylla und Charybdis, zu einander. Nur in dritter, ein kritischer Weg ist möglich. Diesen wird Kant exemplarisch zeigen.
Die große Aufgabe: Nicht nur eine Physik des menschlichen Geistes zu untersuchen wie Hume es tat, sondern eine „Metaphysik der Metaphysik“ zu entwickeln. Denn der Mensch hat eine Naturanlage zur Metaphysik: Die endliche Vernunft stellt unendliche Fragen. Dies führt zu bleibenden Asymmetrien
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https://www.youtube.com/watch?v=yJQMEc7GVaE
Philosophie ist dort, wo sie aufs Ganze geht, nicht nur Frage nach einzelnem Seienden, sondern nach der Welt im Ganzen. Und sie ist Frage nach Gott. Dies zeichnet sich seit Platon und Aristoteles ab; es durchdringt unter christlichem, aber eben auch jüdischem und islamischem Horizont die mittelalterlichen Transformationen des antiken Denkens. Dieser Fragezusammenhang von Gott und der Welt wird uns auch auf unserem exemplarischen Weg durch die neuzeitliche Philosophie begleiten. Damit sind Philosophie und Theologie wie Schwestern, manchmal in Spannung, manchmal im Konsens. Sie sind ohne einander nicht zu denken, auch wenn im Ansatz der Philosophie Gedanke, Begriff und Problemgeschichte bestimmend bleiben, während Theologie nicht ohne die Autorität der Offenbarung und die Flankierung des Bekenntnisses sein kann.
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https://www.youtube.com/watch?v=O-R92k_fzg8
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) ist neben Descartes und Spinoza der dritte der großen rationalistischen Philosophen der Neuzeit. Kein Spinozanischer Monismus und kein Cartesischer Dualismus, sondern eine Metaphysik der unendlich vielen einzelnen Substanzen wird in seinem Denken expliziert. Die Dinge sind ihrem metaphysischen Wesen nach Monaden, fensterlos, aber, wie in barocken Spiegelsälen, einander ins Unendliche spiegelnd. In ihrer Fluchtlinie verweisen sie auf die Zentralmonade, die Darstellung des Gottesgedankens.
Keine zwei Dinge unter der Sonne gleichen einander. Nicht einmal ein Blatt gleicht dem anderen. Ähnlichkeit, also das Zusammenspiel von Identität und Differenz bestimmt die Ordnung der Dinge, die immer wieder auf die philosophische Grundfrage zurückgeführt wird, vor der auch Schelling und Heidegger staunend und erschreckend stehen bleiben werden: Warum ist Seiendes und nicht vielmehr nichts?
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https://www.youtube.com/watch?v=fVSvPFzjqYo
Philosophie muss und kann von heute her nicht unabhängig von den einzelnen Wissenschaften ihren Weg gehen. Philosophie sollte inter- und transdisziplinär ihren Weg gehen. Dies bedeutet keineswegs, dass sie wissenschaftlichen Reduktionen folgt. Sie muss auch nicht mit Habermas sich in die Stellung eines Platzhalters reduzieren. Sie kann im Geflechte anderer Wissenschaften überhaupt erst vertreten, was sie seit Aristoteles ausmacht. Metaphysik der Metaphysik ist etwas gänzlich anderes als ein „nach-metaphyisches“ Denken.
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https://www.youtube.com/watch?v=CA1MPlHZlPM
Im 19. Jahrhundert kommen akademische Außenseiter zu Wort und prägen, wenn auch mit Verzögerung, die philosophische und geistige Landschaft in Europa. Arthur Schopenhauer entwickelt seine pessimistische Philosophie, die nach einem Quietiv, dem Urwillen und dem Weg ins Nichts sucht, zwar während der Zeit Hegels und Goethes. Doch erst in den siebziger Jahren des Jahrhunderts entfaltet sich die Wirkung Schopenhauers im epochalen Maßstab. Friedrich Nietzsche bezeichnet Schopenhauer als seinen Erzieher, von dem er sich durch den Blick auf die Annahme und Verwandlung des Leidens in der Form der griechischen Tragödie absetzt,
Die akademische Philosophie indes bewegt sich einerseits im Kielwasser des Psychologismus. Die Geltung von Gedanken reduziert sich damit auf die Genesis. Andrerseits wird der Weg des Neukantianismus und der Wiederannäherung an Kant, freilich ohne die Metaphysik der Metaphysik und den Horizont des Dings an sich leitend.
Die bewegende außeruniversitäre Philosophie wirkt sich gerade auf Kunst und Literatur aus. Nietzsches Diktum, dass ohne Musik das Leben ein Irrtum sei, ist hier von exemplarischer Bedeutung.
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https://www.youtube.com/watch?v=7BGr3if6Hbc