Der Bundesrat hat heute u.a. eine neue Impfoffensive für 150 Mio. Franken beschlossen.
Beitrag der Tagesschau-Hauptausgabe des Schweizer Fernsehens vom 1. Oktober 2021
Tondokumente aus der Zukunft von Bruno Stanek (LP, Side B)
Es war naheliegend, nach der erfolgreichen Bearbeitung des Themas „Weltraumfahrt- was nun?“ auch noch die für das Medium Sprechplatte mindestens so geeignete Besprechung des Alltags interplanetarer Reisen nachfolgen zu lassen. Die Geschichte handelt von den im 21.Jahrhundert offenbar bereits zur Routine werdenden Marsflügen. Dabei ist es dem in den exakten Wissenschaften verwurzelten Autor gelungen, sich innerhalb der heute anerkannten Naturgesetze zu bewegen, obwohl der Titel „Bitte Mars einfach, 1. Klasse“ auch Spielraum zu weniger seriösen Utopien gelassen hätte. Die Verankerung aller Phantasien in der aus heutiger Sicht in die Zukunft extrapolierten Energiewirtschaft, der Raumschifftechnik und der Informationssysteme hinterlässt beim Zuhörer während der ganzen 40 Minuten das Gefühl des durchaus möglichen. Bruno Stanek gibt nebenbei also auch alljenen einen Hinweis auf die vermutlich zu erwartende Entwicklung, die nicht nach der Zukunft der Raumfahrt oder des Mars, sondern der Erde und ihrer Menschen fragen. Man vermerkt es als angenehme Ausnahme zum heute oft vorherrschenden Ton, dass er uns dabei vor pessimistischen Prognosen verschont. Sein Optimismus wird darüber hinaus durch oft ganz beiläufig vorgebrachte Argumente unterstützt, in deren Licht man vielleicht schon heute manche Probleme betrachten sollte. Haben Sie etwa Freunde, die Angst vor dem Fortschritt haben und mit gemischten Gefühlen in die Zukunft blicken? Schenken Sie ihnen diese Platte! Im Zentrum der Geschichte steht die erste Frau, die ihrem beruflich auf dem Planeten Mars engagierten Mann nachfolgt. Die Rolle, die sie dabei spielt, lässt beim Zuhörer den beruhigenden Schluss zu: Auch im dritten Jahrtausend steht das Menschliche im Vordergrund. Die meistens an Bord der interplanetaren Raumschiffe vorhandenen technischen Einrichtungen dienen in erster Linie der Bereicherung des täglichen Lebens, genau wie auf der Erde. Die bis ins Detail beschriebenen, die Planeten verbindenden Bild-, Ton- und Fernschreiberkanäle seien hier besonders erwähnt. So phantastisch sie erscheinen mögen: jeder Grosscomputer bietet bereits heute fast die gleichen Möglichkeiten, wenn auch erst in den Rechenzentren der Industrie und der Hochschulen.
Dem Skeptiker erscheint die Vision einer viertausendköpfigen Bevölkerung auf Mars vielleicht als unrealistisch. Im sei entgegengehalten, dass sich unser rötlicher Nachbar im Sonnensystem in diesem Jahr 1972 als ein Planet mit ungeahnter Zukunft herausgestellt hat. Die Erforschung und Karthographierung von Mars durch die Raumsonde Mariner 9 hat eindeutig ergeben, dass Wassereis, Kohlendioxid und Metallerze vorhanden sind, und dass Vulkane sowie meteorologische Phänomene beobachtet werden können. Dies sind alles Faktoren, die eine künftige Besiedlung durch Forscher zugleich möglich und lohnend erscheinen lassen.
Die Umschlagbilder verdienen in diesem Zusammenhang besondere Erwähnung, stellen sie uns doch die Marswelt so vor, wie sie von den namhaftesten Wissenschaftern heute gesehen wird. Der Künstler Ludek Pesek wird von den Exponenten der Marsforschung in aller Welt beraten und gilt in den Vereinigten Staaten als der Planetenmaler überhaupt. Pesek lebt in der Schweiz und schuf die beiden Werke nach eigenen Ideen und unter Berücksichtigung der neuesten Er¬kenntnisse im Auftrage des Autors.
Science Fiction also, in Ton und Bild. Robert H. Goddard, der amerikanische Raketenpionier, sagte einmal: "Die Träume von gestern sind die Hoffnung von heute und die Wirklichkeit von morgen": Die hundert Jahre von Jules Verne bis Neil Armstrong haben ihm recht gegeben. Sollte sich die Geschichte in ähnlicher Weise wiederholen, dann könnte der abschliessende Satz der Platte - einem Chronisten des 21.Jahrhundert in den Mund gelegt - genauso gut heute ge¬sprochen worden sein.
Dr. Bruno Stanek wurde 1943 in Rorschach am Bodensee geboren. Als Mathematiker promovierte er 1971 an der ETH Zürich mit einer Arbeit über mathematische Himmelsmechanik. Seit 1968 kommentiert er alle aktuellen Weltraum-Ereignisse am Schweizer Fernsehen und hat die Stätten des Geschehens in den USA schon mehrmals besucht. In Büchern, Zeitschritftenbeiträgen und Vorträgen stellt er seine gründliche Ausbildung immer wieder von neuem unter Beweis. 1971 erschien seine erste Platte unter dem Titel ,,'Weltraumfahrt - was nun?" (Pick 93 084)
Rückseite: Ein erloschener Vulkan, dessen Ränder mit Schnee bedeckt sind, wie dies auf Mars öfter vorkommt. Im Vordergrund ist ein Wüstengebiet sichtbar. Dazwischen dehnt sich eine Marsstadt aus.
Sprecher: Dr. Bruno Stanek, Achim Hammer
Sprecherin: Rita Anderman
Musik und Elektro-Effekte: Bruno Spoerri
Produktion: Jane Peterer